Der dritte Schwank mit Bier-Hintergrund. Mehrere Details des geschilderten Ereignisses entbehren nicht komplett eines realen Vorbildes. Und ich meine damit nicht nur den putzigen Doktor Deinzer!
Nr. 3
Doktor Deinzer war der beliebteste Dozent an der ganzen Uni. Ich weiß gar nicht mehr, worin er uns unterrichtete – Chemie? Infektionskrankheiten? Spektakel? Er ist mir nur wegen eines Kunststückes in Erinnerung geblieben, mit dem er am Ende jeder seiner Vorlesungen uns Studenten in den Tag entließ. Hierfür brachte ein Assistent ein frisch eingeschenktes Glas Kristallweizen zum Katheder. Am Boden des Glases lag ein Reiskorn, von dem ein ununterbrochener Strom Bläschen aufstieg. »Seien Sie vorsichtig«, verkündete Dr. Deinzer, »es bedarf großer Übung, Schaum zu speien.« Woraufhin er das charakteristisch geformte Weizenglas in einem Zug austrank und derweil nicht unterließ, das Reiskorn zu schlucken. Er grinste zwei oder drei Mal, dann öffnete er den Mund und spie Schaum. Gewaltige Mengen Schaum. So gewaltig, dass stets der nervenschwächste Student in den Rängen nach vorne rief: »Eine Frage Herr Doktor, nur zu meinem Verständnis: Wann hört das wieder auf?« Anstelle einer Antwort grinste Deinzer nur noch mehr und spie weiter Schaum. Als er endlich damit aufhörte, brandete gewaltiger Applaus auf und Deinzer verbeugte sich. Ach! Welch liebliche Erinnerung an die süßen Zeiten des Studiums! In den 1980ern, als Kristallweizen DAS Ding war. Und als auch noch nicht in jeder Ecke ein doofer Feuerlöscher stand, so dass es beruhigend war, einen Doktor Deinzer im Raum zu wissen. Falls halt doch einmal Feuer ausbrach. Denn geraucht wurde ja in dem Hörsaal, dass es nicht mehr feierlich war.
aus: „Unser täglich Bier gib uns heute“, ein Almanach mit 366 Geschichten über’s Bier (von 31 Autor*innen), Tredition Selfpublishing Verlag, 2020.
Schreibe einen Kommentar