Durst ist relativ

Man wird als gelernter Physiker ja permanent gefragt. Nach der Zeit, nach dem Weg zum Bahnhof, nach dem Wesen der Lichtgeschwindigkeit und insbesondere nach den rätselhaften Aussagen der Relativitätstheorie. Zu der habe ich meine eigene Theorie, aber generell neige ich dazu, die Dinge zurück auf den Boden zu holen. So wie Einstein.

Nr. 5

Einstein wurde schon in jungen Jahren weltberühmt. Und zwar wegen seiner Frisur. Später fand er bekanntlich auch noch so einiges heraus, zum Beispiel über Verspätungen, die relativ kurz sein können, wenn es beim Warten Bier gibt. Oder das berühmte Zwillingsparadoxon, das besagt: Wenn von zweieiigen Zwillingen der eine in eine Kneipe geht, während der andere auf dem Sofa sitzen bleibt und lustige Zwillingsvideos guckt, dann wächst der Unterschied in der Anzahl getrunkener Biere proportional mit der Abwesenheitsdauer. Bis heute unübertroffen ist natürlich Einsteins legendäres Gedankenexperiment, in dem er nachwies, dass man auf drei Beinen besser steht als auf zweien, vor allem beim Nachhauseweg aus der Gastwirtschaft. Etliche Wissenschaftler versuchten seitdem, den Gegenbeweis anzutreten, jedoch scheiterten sie alle. Das mit der Frisur kam freilich so: Einstein vermutete schon länger, dass die Menge Bier, die ein Mensch trinkt, nicht konstant ist, sondern relativ mit der Geschwindigkeit ansteigt, in der man bestellt. Um diese Gesetzmäßigkeit zu prüfen, tastete er sich langsam an eine immer langsamere Trinkfrequenz heran, bis er schließlich zwei Tage lang regungslos am Biertisch saß und nicht mehr nach der Bedienung rief. Eine hauseigene Hopfen-Drossel dachte, es handele sich bei Einstein um einen Einrichtungsgegenstand und errichtete ein Nest auf seinem Kopf. Dessentwegen musste er noch sechs Wochen sitzen bleiben und Bier trinken. So kam er zur Haarfrisur und zugleich zur Zeche seines Lebens.

aus: „Unser täglich Bier gib uns heute“, ein Almanach mit 366 Geschichten über’s Bier (von 31 Autor*innen), Tredition Selfpublishing Verlag, 2020.


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