Wenn man einmal damit angefangen hat, ist es schwer, wieder damit aufzuhören. Gemeint ist: sich Witze einfallen zu lassen, sie auszuformulieren und eine Auswahl derselben an die Redaktion in Frankfurt zu schicken. Die Aufgabe ist heikler als sie auf den ersten Blick wirken mag! Zum einen hat mich nie jemand aufgefordert, das zu tun, was heißt: ich muss jedes Mal eine Runde höchstkarätiger Humor-Experten von meinen Einfällen überzeugen. Über die Jahre hinweg dürfte ich mir eine Trefferquote von etwa 25% erarbeitet haben, von vier Vorschlägen wird im Schnitt also einer abgedruckt. Die Pointen sollten, zum anderen, neu sein – eine sorgfältige Prüfung mit der Suchmaschine ist unerlässlich, weil gerade im Humor-Business Wiederholungen und Plagiate verpönt sind. Oder ärgerlich. Naja, nicht immer, wenn man zum Beispiel an Fips Asmussen denkt, aber ich habe an mich selbst den Anspruch, halbwegs originell zu sein. Schon aus grundsätzlichen Gründen! Auch die Formulierung muss passen: wahlweise knackig, episch, parodistisch, soziologisch, zeitgeistig – hier versteckt sich in den gelungenen Stücken viel Arbeit. Und letzten Endes verbleibt immer eine offene Frage, nämlich wie gut ein Witz altern wird. Manche halten sich erstaunlich frisch, andere werden leider schon nach wenigen Jahren schal und beginnen zu müffeln. Seit 2007 war ich in über 150 Ausgaben der TITANIC mit dem einen oder anderen Kracher vertreten, und es ist viel unterhaltsamer als ich es erwartet habe, heute nochmal diverse Textleins hervorzukramen und mit (hoffentlich!) reiferem Geschmack zu lesen.
Vom Fachmann für den Kenner
Es ist so wie wenn man in tagelanger mühsamer Arbeit unzählige Quadratmeter dunkelgrauen brettharten Nadelfilzteppich vom Estrich abkratzt, dann die Fetzen bei strömendem Regen mit dem Fahrrad zum Wertstoffhof transportiert, und schließlich, sobald man nach Hause zurückgekehrt ist, feststellen muss, dass erneut ein unbekannter Bösewicht geradewegs den exakt gleichen Teppichboden in der gesamten Wohnung verlegt hat – so ungefähr verhält es sich bei uns Männern mit der Rasur und dem Bartwuchs.
TITANIC Heft 345 / 29. Jahrgang, Juli 2008
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